Publiziert in: Lost Landscapes-Reflections from Central European Border Regions, Regional Develpment Agency Mura, Murska Sobota 2012

Eine Grenze ist kein Phänomen an sich, sondern eine Schnittstelle zwischen zwei oder mehreren benachbarten Systemen. Ihr Charakter widerspiegelt die Eigenschaften von diesen, die Art ihrer Beziehungen sowie die Form ihrer Kommunikation. Sie verwandelt sich mit ihnen im Laufe der Zeit.

Thaya ist ein symbolträchtiger Fluss und die Region um ihn ein exemplarisches Beispiel solcher Wandlungen. Vom österreichischen Süden, aus Schweiggers im mittleren Waldviertel kommt über Waidhofen/Bejdov in Richtung Nordwesten das Deutsch-Thaya/Německá Dyje (nicht etwa Österreichisch-Thaya). Von nördlichen Jihlava/Iglau fließt über Telč/Teltsch, Dačice/Datschitz und entlang Slavonice/Zlabings die Moravská Dyje/Mährisch-Thaya direkt nach Süden. Unter der Burg Raabs/Rakous, die Österreich seinen tschechischen Namen gab, treffen sie sich und als gemeinsames Thaya/Dyje wölben sie sich in zahlreichen Mäandern über Znojmo/Znaim und Laa/Lava in Richtung Osten nach Břeclav/Lundenburg, mal auf dem österreichischen, mal auf dem mährischen Gebiet, mal die Grenze zwischen ihnen bildend, bis zu Hohenau/Cáhnov, wo Thaya im March/Morava mündet, dem Fluss, der Mähren seinen Namen gab.

Referat Antikomplex, Tschechisches Zentrum Wien, 29. November 2011

Der Arbeitstitel dieser Veranstaltung lautete ursprünglich Wie konnte es zu Massaker in der Nähe von Dobrenz kommen?, was mir etliche herzhafte Anspielungen bescheren würde. Denn sowohl wir Tschechen wie auch wir Österreicher wissen allzu gut wie es dazu kommen kann: durch das Zusammenspiel zwischen der Verunsicherung, Angst, der Identitätskrise und dem Treiben psychopatischer Persönlichkeiten nach der Macht über Andere durch das Hassschüren. Es funktioniert bis heute, siehe den Ausländerhass in Österreich oder den Romahass in Tschechien.

Publiziert in: Solidarität in Europa / Solidarita v Evropě, Österreichische Kommission Iustitia et Pax, Wien, 2011

Der österreichische Dokumentarfilmer und Künstler Friedemann Derschmidt, der in der österreichisch-tschechischen Grenzregion eine Reihe kultureller Aktivitäten veranstaltete, merkte einmal an, dass sich der österreichische Einflussraum in Südmähren nach Norden durch Heiligenstatuen aus Zogelsdorfer Sandstein auszeichnen würde, während der tschechische in Richtung Süden durch militärische Bunkeranlagen aus Beton markiert sei. Es ist wohl die treffendste Beschreibung der österreichisch-tschechischen Beziehungen, die ich bislang gehört habe.

Auszüge aus dem Artikel Rakouská diskuse o popíračích zur Causa Irving für die tschechische Wochenzeitschrift A2 17/2006

In der österreichischen Diskussion stellen sich Positionen gegenüber, die paradoxerweise alle das gleiche Ziel verfolgen: Festigung der Demokratie und ihr Schutz vor jeglicher Art totalitärer Ideologien. Die Trennlinie verläuft dabei quer durch die politischen Lager ... Die Frage der Verfolgung politischer Ansichten ist auch für Tschechien vom Interesse, da hier eine ähnliche Diskussion über das Verbot der kommunistischen Partei stattfindet.

Ursprünglich publiziert: Zwischen Konflikt und Annäherung Wien: Mandelbaum Verl. (2005)

Friedemann Derschmidt, der mit Permanent Breakfast1 viel in der Grenzregion zu tun hat, machte eine interessante Beobachtung: das österreichische Einflussgebiet in Südmähren ist durch Heiligenstatuen aus dem Zogelsdorfer Sandstein, das tschechische Einflussgebiet gegen Süden durch Bunkeranlagen markiert.