Der Vorhang öffnet sich. Vor einer bestürzten Welt, unter der Aufsicht, Unterstützung und dem Schutz des Welthegemons, wird eine Inszenierung des Völkermords aufgeführt.

Kein Wasser, keine Nahrung, keine Medikamente, kein Treibstoff, kein Strom! Wir kämpfen gegen menschliche Tiere. Das ganze Volk ist verantwortlich, niemand ist unschuldig. Völlig verbrennen, keine Hoffnung mehr. Zerstöre Gaza jetzt! Jetzt! Nakba! Eine Nakba, die die Nakba von 1948 in den Schatten stellen wird. Löschen wir sie aus, ihre Familien, ihre Mütter und ihre Kinder. Diese Tiere dürfen nicht mehr leben.

Es ist Amalek, ruft der Führer, ein Volk, das den Juden während ihrer Auswanderung aus Ägypten im Weg stand. So ziehe denn hin und schlage Amalek und vollstrecke an ihm den Bann und an allem, was ihm gehört, und schone ihn nicht, sondern laß sterben Männer wie Weiber, Knaben wie Säuglinge, Rinder wie Schafe, Kamele wie Esel! befiehlt Jahwe dem König Saul (1S 15,3). So sollst du das Gedächtnis der Amalekiter austilgen unter dem Himmel. Das vergiß nicht! (Dt 25,19)

In diesem Rahmen beginnt im Oktober Israels Feldzug gegen Gaza. Wenn wir die unmittelbaren Folgen – Tote, menschliches Leid, zerstörtes Land – außer acht lassen, wird die langfristige Folge ein grundlegender Bruch mit den Paradigmen und Klischees der westlichen Welt sein. In ihrer selbstgefälligen Auserwähltheit erkennen Netanyahu und die zionistischen Politiker nicht, was für eine Büchse der Pandora sie geöffnet haben.

Tschechien vor der nächsten Wende

Endlich ist die Linke draußen, endlich haben wir ein rechtes Parlament und eine rechte Regierung, jubelten viele, als es die sozialdemokratische und die kommunistische Partei bei den Oktoberwahlen 2021 nicht mehr ins Parlament schafften.

Die Linke – das sind die Kommunisten und 40 Jahre totalitäre Diktatur. Die Rechte – das ist der demokratische Westen. Die Klischees der Wendejahre sind bis heute tief verwurzelt.

Keinen Zoll

Als Helmut Kohl am 9. Februar 1990 zu Gesprächen über die deutsche Wiedervereinigung nach Moskau flog, hatte er einen Brief des US-Außenministers James Baker in der Tasche, demnach er versprechen sollte, dass die NATO keinen Zoll nach Osten vorrücken wird. Kurz vor seiner Abreise erhielt er einen Brief des amerikanischen Nationalen Sicherheitskomitees, in dem er aufgefordert wurde, einen (NATO) Sonderstatus für das Gebiet der DDR zu fordern. Er entschied sich für die erste der beiden widersprüchlichen Anweisungen und gewann damit die Zustimmung Gorbatschows.

Diese Wende inmitten der allgemeinen Euphorie über das Ende des Kalten Krieges und der Aussicht auf Weltfrieden verdeutlicht den Wendepunkt in der US-Außenpolitik: statt der Auflösung des Warschauer Paktes und der NATO, wie es unter anderem der frischgebackene Präsident Václav Havel forderte, erhielt die NATO eine neue Rolle. Zwei Jahre später präzisiert diese Paul Wolfowitz, Unterstaatssekretär für Sicherheitspolitik: Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Entstehung eines neuen Rivalen zu verhindern, der eine Bedrohung in der Größenordnung der ehemaligen UdSSR darstellt.

Es ist, als hätte die ganze Welt in den letzten Jahrzehnten ausgesprochen psychopathische Züge angenommen. Als würden wir unaufhaltsam auf einen Endzustand zusteuern, in dem ein paar psychopathische Parasiten die ganze Macht, den Reichtum sowie Milliarden von Sklaven besitzen werden, schrieb ich vor sieben Jahren. Inzwischen ist die Welt dem Endzustand näher gekommen, aber kohärenter Widerstand ist nirgends zu sehen. Es fehlt an wirksamen Erkennungs- und Abwehrmechanismen und Widerstandskraft gegenüber den Kreisen psychopathischer Persönlichkeiten. Es ist Zeit zum Nachdenken.

Die 1970er Jahre stellen einen Wendepunkt in der Kulturgeschichte des Westens dar, insbesondere der USA. Bis dahin gab es unter amerikanischen Eliten und Bürgern einen ungeschriebenen Konsens über eine gemischte Wirtschaft, über die breiteste und gleichmäßigste Verteilung des Nachkriegswohlstands in der Menschheitsgeschichte, ein Optimismus einer mittelständischen Demokratie, in der sich die Wirtschaftseliten als ihre verantwortlichen Verwalter sahen.

Die 1960er Jahre stellen den Höhepunkt und das Ende der Aufbruchstimmung dar. Im November 1963 wird John F. Kennedy ermordet, ab 1966 beginnen Proteste gegen den Vietnamkrieg, Studentenaufstände, Rassenunruhen, im April 1968 wird Martin Luther King ermordet, im Juni Robert F. Kennedy. Die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession, Inflation und Arbeitslosigkeit steigen, und mit dem Ölschock nehmen auch die Warteschlangen für Benzin zu. Der Watergate-Skandal, der Rücktritt von Richard Nixon und das Vietnam Fiasko haben das Vertrauen in die mittelständische Demokratie und in das politische System als solches in seinen Grundfesten erschüttert.

Der Aufstieg global machtorientierter Psychopathen lässt sich fast auf den Tag datieren. Als Helmut Kohl am 9. Februar 1990 zu Gesprächen über die deutsche Wiedervereinigung nach Moskau flog, hatte er einen Brief von US-Außenminister James Baker in der Tasche, in dem er versprechen sollte, die Nato werde keinen Zoll nach Osten vordringen. Kurz vor seiner Abreise erreichte ihn ein Schreiben des amerikanischen National Security Committee, dem nach er einen (NATO-) Sonderstatus für das Gebiet der DDR beantragen solle. Er wählte die erste der beiden widersprüchlichen Anweisungen und gewann damit Gorbatschows Zustimmung.

1990 gab es weit und breit keine Bedrohung aus dem Osten. Die UdSSR zog ihre Armeen aus Osteuropa und dem Baltikum ab, reduzierte ihre Zahl auf ein Drittel, schloss mit den USA einen Vertrag über die Reduzierung ballistischer Raketen, eliminierte mit ihrer Hilfe den größten Teil ihres atomaren Potenzials und brach ein Jahr später zusammen. Auf der Tagesordnung stand ein neues gesamteuropäisches Sicherheitssystem. Es gab keine anderen rationalen Gründe für das Fortbestehen der defensiven Allianz als offensive.