Der Vorhang öffnet sich. Vor einer bestürzten Welt, unter der Aufsicht, Unterstützung und dem Schutz des Welthegemons, wird eine Inszenierung des Völkermords aufgeführt.

Kein Wasser, keine Nahrung, keine Medikamente, kein Treibstoff, kein Strom! Wir kämpfen gegen menschliche Tiere. Das ganze Volk ist verantwortlich, niemand ist unschuldig. Völlig verbrennen, keine Hoffnung mehr. Zerstöre Gaza jetzt! Jetzt! Nakba! Eine Nakba, die die Nakba von 1948 in den Schatten stellen wird. Löschen wir sie aus, ihre Familien, ihre Mütter und ihre Kinder. Diese Tiere dürfen nicht mehr leben.

Es ist Amalek, ruft der Führer, ein Volk, das den Juden während ihrer Auswanderung aus Ägypten im Weg stand. So ziehe denn hin und schlage Amalek und vollstrecke an ihm den Bann und an allem, was ihm gehört, und schone ihn nicht, sondern laß sterben Männer wie Weiber, Knaben wie Säuglinge, Rinder wie Schafe, Kamele wie Esel! befiehlt Jahwe dem König Saul (1S 15,3). So sollst du das Gedächtnis der Amalekiter austilgen unter dem Himmel. Das vergiß nicht! (Dt 25,19)

In diesem Rahmen beginnt im Oktober Israels Feldzug gegen Gaza. Wenn wir die unmittelbaren Folgen – Tote, menschliches Leid, zerstörtes Land – außer acht lassen, wird die langfristige Folge ein grundlegender Bruch mit den Paradigmen und Klischees der westlichen Welt sein. In ihrer selbstgefälligen Auserwähltheit erkennen Netanyahu und die zionistischen Politiker nicht, was für eine Büchse der Pandora sie geöffnet haben.

Völkermord

Um Mißverständnisse zu vermeiden: Unter Völkermord versteht man gemäß der UN-Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Verbrechens des Völkermords eine der folgenden Handlungen, die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:

  1. Tötung von Mitgliedern der Gruppe;
  2. Verursachung von schwerem körperlichem oder seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe;
  3. vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen;
  4. Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet sind;
  5. gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe.

Der Internationale Gerichtshof muß die Beweise prüfen und die Parteien und Zeugen anhören, bevor er ein Urteil fällt und begründet. Ein unbeteiligter Beobachter braucht nicht warten. Wenn er sieht, wie jemand einen anderen tötet, muß er nicht auf eine Untersuchung, eine Beschuldigung, eine Anklage, eine Verhandlung, Zeugen, Beweise und ein Urteil warten, um zu wissen, daß er ein Verbrechen begeht.

Gleichzeitig muß daran erinnert werden, daß die Konvention im Dezember 1948 verabschiedet wurde. Frühere Fälle erfüllen zwar den Sachverhalt des Genozids, können aber – anders als der aktuelle – nicht rückwirkend auf deren Grundlage abgeurteilt werden.

Der Begriff Völkermord ist schon aufgrund seiner Wucht erschreckend, die meisten Menschen verstehen darunter – fälschlicherweise – eine völlige Vernichtung der gesamten Zielgruppe im Sinne des Alten Testaments. Dies gelang jedoch nie – deshalb heißt es ganz oder teilweise zu zerstören. Ein etwas milderes Synonym ist die ethnische Säuberung, welches das Ziel genauer beschreibt: die Vertreibung der Zielgruppe aus dem jeweiligen Territorium. Durch Überredung, Zwang, Terror, Vertreibung, Tötung, was auch immer.

Es werden historische Beispiele und Vergleiche zurückerinnert. Der erste Völkermord an den Palästinensern – Nakba auf arabisch (النكبة, Katastrophe, Verzweiflung) – ereignete sich nach der Ausrufung des Staates Israel im Mai 1948. Dreiviertel Million Araber wurden vertrieben, 532 arabische Städte und Dörfer dem Erdboden gleichgemacht, schätzungsweise 15.000 Tote sind das Trauma, aus dem die palästinensische Identität entsteht. Er unterscheidet sich von dem aktuellen Genozid vor allem dadurch, daß er im Verborgenen stattfand. Israel hat bisher versucht, seine Spuren zu verwischen und bestritt, daß es jemals dazu gekommen sei. Erst jetzt bekennt man sich zu ihm plötzlich als zu einer Vorlage, die wert sei, wiederholt und übertroffen zu werden.

In vielerlei Hinsicht ähnelt der Völkermord in Gaza dem Nachkriegs-Völkermord an den Sudetendeutschen in der Tschechoslowakei: die Größe der Zielgruppe (2,3 bzw. 3,2 Millionen), die Intensität (rund 25.000 Tote in drei Monaten), die Begründung (Rache für einen bewaffneter Angriff gegen den Staat, bzw. für seine Zerstörung und Besetzung), die Kollektivstrafe, die vor allem Unschuldige betrifft, die Rhetorik (Galant: menschliche Bestie, Beneš: menschliches Ungeheuer), die Deckung durch eine Großmacht (USA, UdSSR), die versteckte persönliche Motivation des Führers (Netayahus Vermeidung von Gerichtsverfahren und Gefängnis, Benešs Nachkriegspräsidentschaft), der Vorsatz der Beute (palästinensisches Land und Erdgasfelder, deutsche Besitztümer), die Strategie (Töten als Mittel, um die Zielgruppe zum Auszug zu zwingen) und die Massenunterstützung der Bevölkerung.

Ein Unterschied liegt in der Durchführung. Im tschechischen Fall handelte es sich bei den Mördern um kein offiziell angekündigtes Programm, sondern zu einem großen Teil sozusagen um eine ehrliche Handarbeit einfacher Bürger. Zwei Jahre später wurde es Gegenstand einer Untersuchung. Im Fall von Gaza ist es das offizielle Programm, das von einer Berufsarmee industriell, mit Bomben von oben zu Hunderten tötend, durchgeführt wird. Die ehrliche Handarbeit bleibt nur den Siedlern im Westjordanland überlassen. Ein weiterer Unterschied besteht im Ergebnis: Die Tschechoslowakei war insofern erfolgreicher, als ihr Stalin die zusätzliche Zustimmung der Potsdamer Konferenz sicherte und das Morden beendet werden konnte.

Ein Völkermord weckt jedoch Erinnerungen vor allem an den Nazi-Völkermord an Juden, Zigeunern und Slawen. Dieser unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von dem aktuellen, nicht nur durch die ungeheure Zahl der Opfer.

Vor allem wurde er im Verborgenen, ja schüchtern, vor der eigenen Bevölkerung heimlich verübt. Deutsche Politiker riefen ihre Ziele nicht öffentlich heraus, deutsche Soldaten prahlten nicht mit Fotos von Folter und Mord in den Medien, kleine Kinder sangen im deutschen Radio nicht freudig Wir werden sie alle töten, und es gibt keine Beweise dafür, daß der Führer selbst den Befehl dazu gab. Erschossen oder vergast zu werden war – wenn man ein solches Wort überhaupt verwenden kann – humaner als der langsame Tod begraben unter den Trümmern, an Verletzungen, Krankheiten und fehlender medizinischen Versorgung, an Hunger. Auch die Strategie war umgekehrt: Zunächst wurden die Juden durch Zwang und Repression zur Auswanderung gezwungen, die physische Liquidierung erfolgte erst, als es nirgendwohin mehr ging. Erst an der Ostfront wurde es mit dem Krieg gegen den Terror (Partisanen) begründet und einen ähnlichen Charakter wie in Gaza erhielt.

Die Ereignisse in Gaza erinnern vor allem an den Aufstand im Warschauer Ghetto im Frühjahr 1943. Hunderttausende Juden, zusammengedrängt auf drei Quadratkilometern, beschlossen in einer aussichtslosen Situation verzweifelt, bis zum letzten Mann zu kämpfen. Sie bauten ein Netz aus unterirdischen Gängen und Bunkern, sammelten ein bescheidenes Waffenarsenal, griffen Polizei- und SS-Einheiten an und zwangen sie zum Rückzug aus dem Ghetto. Es folgte eine ähnlich brutale Vergeltung: Artilleriebeschuß, Flammenwerfer, blockweises Abbrennen von Häusern, Überschwemmung unterirdischer Gänge, willkürlicher Mord. Innerhalb eines Monats wurde das Ghetto praktisch dem Erdboden gleichgemacht, 13.000 seiner Bewohner kamen ums Leben und 50.000 der Überlebenden wurden in Konzentrationslager deportiert.

Die Vernichtung der Bewohner Gazas durch Hunger erinnert vielleicht an den ukrainischen Holodomor von 1932–33. Allerdings wird es fälschlicherweise als Völkermord bezeichnet, es mangelt an einer Zielgruppebestimmung und der Absicht ihrer Vernichtung. Im Gegensatz zum ukrainischen Narrativ richtete es sich nicht gegen eine bestimmte ethnische Zugehörigkeit, und das Motiv war keine ethnische Säuberung und Plünderung, sondern der Export von Weizen trotz eines katastrophalen Ernteausfalls.

Der umfangreichste Völkermord in der Geschichte ist jedoch der Völkermord an der indigenen Bevölkerung beider Amerikas. In Südamerika im 16. Jahrhundert wurde das Gold und Silber indianischer Reiche zur Beute, in Nordamerika im 19. Jahrhundert die Gebiete indianischer Stämme.

Gaza und Ukraine

Während bereits der Kriegsausgang des Maidan-Putsches viele etablierte Klischees erschüttert hat, ist nach den Massakern in Gaza praktisch nichts mehr davon übrig.

Noch vor wenigen Monaten wurde die russische Annexion der Krim und der Donbas-Republiken als ultimative Verletzung des Völkerrechts dargestellt, während die Annexionen – ohne Referenden – der Golanhöhen, Ostjerusalems und des Westjordanlandes großzügig ignoriert wurden. Angesichts des unverhohlenen Expansionismus und der beabsichtigten Annexion ganz Palästinas sind heute Israels Grenzen zum drängendsten Thema der internationalen Politik geworden.

Noch vor wenigen Monaten galt die russische Bombardierung ziviler Infrastruktur als Kriegsverbrechen – ungeachtet der Tatsache, daß es sich um Ziele von militärischer Bedeutung handelte und ungeachtet der Kriegsverbrechen in Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Jemen, Sudan. Verglichen mit der Unterbrechung der Wasser-, Nahrungsmittel-, Medikamenten- und Energieversorgung des größten Konzentrationslagers der Welt und der systematischen Bombardierung von Wohnsiedlungen, Krankenhäusern, Schulen, Universitäten, Moscheen, Kraftwerken, Wasserwerken und Bäckereien scheint dies heute als eine grobe Heuchelei zu sein.

Noch vor wenigen Monaten waren die Medien voll von Berichten über russische Angriffe auf die Zivilbevölkerung – ungeachtet der Tatsache, daß das Verhältnis von Tausenden Ziviltoten zu Hunderttausenden Militärtoten in der Geschichte der Weltkriege beispiellos niedrig ist. Sie verschwanden. Präsident Herzog schaffte die Unterscheidung zwischen Zivilisten und Terroristen ab. Im Vergleich zu den dreimal höheren zivilen Opfern nach vier Monaten als während zwei Jahren des Ukraine-Krieges, mit Hunderten von getöteten Frauen und Kindern pro einen mutmaßlichen Terroristen, ist es besser, die russischen Verbrechen nicht mehr zu erwähnen.

Das Thema des Ukraine-Krieges verschwand nicht nur aufgrund der gescheiterten Offensive und der unvermeidlichen Niederlage des Westens aus den Medien. Vor allem sind die Themen ausgegangen, um Rußland zu desavouieren – etwaige Verbrechensvorwürfe unterstreichen nur deren vielfache Gültigkeit für Israel. In der Ukraine tobt ein Krieg zwischen zwei Armeen, den zumindest die russische Seite mit größtmöglicher Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung führt. In Gaza gibt es keinen Krieg, sondern ein militärisches Massaker an der Zivilbevölkerung.

Eine gewisse Ähnlichkeit läßt sich allenfalls bei den Figuren Selenskyjs und Netanyahus erkennen. Beide haben ihr Land in Kriege hineingezogen, die sie nicht gewinnen können und deren Ausgang die Existenz ihrer Staaten bedroht. Beide wurden bereits als Politiker abgeschrieben, und den Krieg um jeden Preis zu verlängern, bedeutet für sie nicht nur das Ende ihrer Karriere, sondern vor allem die Nachkriegsabrechnung aufzuschieben.

Eine Ähnlichkeit läßt sich auch im wahrscheinlichen weiteren Schicksal beider Länder angesichts ihres unerschütterlichen irrationalen Glaubens an den Endsieg erkennen. Für beide würde der gesunde Menschenverstand darin bestehen, die Kämpfe zu beenden, Verhandlungen aufzunehmen, sich mit dem Verlust einiger Gebiete abzufinden und neue Nachbarn – Neu-Rußland und Palästina – zu akzeptieren, als die letzte realistische Chance, die Zerstörung vorzubeugen. Für beide ist ein solcher Ausgang absolut inakzeptabel und so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihren Stolz bis zum bitteren Ende auszukosten.

Gaza und die westliche Demokratie

Noch vor wenigen Monaten galt das Klischee vom Kampf unserer westlichen Demokratie gegen eine ausländische (russische) Diktatur, der Kampf des Guten gegen das Böse. Wenn wir von den Höhen der transzendenten Metaphysik zurück auf die Erde steigen, stellen wir fest, daß das höchste vorstellbare Übel Aggressionsverbrechen, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord sind. Nach mehreren Monaten der Massaker ist klar, daß ihre Täter keine Fremden sind, sondern wir selbst – sei es Israel, das wir zu Recht zu den Unseren zählen, oder der gesamte kollektive Westen, der es aktiv unterstützt oder zumindest passiv duldet. Sogar Länder wie Tschechien und Österreich, von denen eine besondere Zurückhaltung in Sachen Völkermord zu erwarten wäre, stimmen in der UN-Generalversammlung – als einzige EU-Mitglieder – für die Fortsetzung des Völkermords.

Noch vor wenigen Monaten wurde Israel als einzige Demokratie im Nahen Osten angepriesen – ungeachtet der Tatsache, daß die westliche Demokratie selbst längst durch Oligarchie, totalitäre Propaganda, Zensur und Unterdrückung ausgeleert worden war. Wenn der ukrainische Neonazismus in den Medien immer noch trivialisiert und verschwiegen werden könnte, im Hinblick auf die israelische Apartheid, die Nürnberger Gesetze, die Verweigerung der Menschenrechte und des Rechts auf Leben für die minderwertige nichtjüdische Bevölkerung – Muslime wie Christen – überschneidet sich plötzlich der Sinn des Begriffs israelische Demokratie mit der Nazi-Ideologie.

Der Westen – das ist Europa inklusive seiner Sprößlinge, den USA und Israel. Heute könnte man sie treffender als eine Kaste israelisch-amerikanischer Oligarchen beschreiben, die sie für ihre eigenen Zwecke kolonisiert haben. Die vorbehaltlose Unterstützung des israelischen Völkermords mag uns angesichts traditioneller europäischer Werte – der UN-Charta und dem Völkerrecht, Frieden und Konfliktprävention, Beilegung von Streitigkeiten durch Verhandlung und nicht durch Gewalt, Unveränderlichkeit der Grenzen durch Gewalt, Demokratie, Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte, soziale Marktwirtschaft, soziale Sicherheit, Beseitigung der Armut, menschliches Leben als höchster Wert – wie eine unverständliche Anomalie erscheinen. Es ist, als ob sich Europa in zwanzig Jahren in das genaue Gegenteil dessen verwandelt hätte, was seine Identität am Ende des Jahrhunderts prägte und wofür die Bürger in Referenden gestimmt hatten.

Erst in einer längerfristigen Betrachtung stellen wir fest, daß die Periode des Humanismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Anomalie war, nur eine vorübergehende Reaktion auf das Trauma zweier Weltkriege. Seit seiner Geburt im 9. Jahrhundert war Europa die aggressivste, räuberischste und grausamste Zivilisation der Geschichte. Die Inquisition, die Kreuzzüge, die Conquista, die Sklaverei, die Ostindien-Kompanie, Kolonialismus, Pogrome, Weltkriege, der Holocaust – das sind keine Anomalien, das ist eine kontinuierliche europäische Tradition. Erst ab dem 19. Jahrhundert übernahmen die europäischen USA die Initiative von ihr, und ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kolonisieren die europäischen Aschkenasen neue Gebiete und vernichten ihre Bevölkerung.

Beachten wir auch, daß die Eroberungen früherer Reiche im Allgemeinen durch die Ausweitung des Territoriums und seiner Ressourcen, einschließlich – oder hauptsächlich – seiner Bewohner, motiviert waren. Danach waren Loyalität gegenüber dem neuen Herrscher und Tribut erfordert, jedoch in der Regel wurde ihnen weitgehende Autonomie gelassen. Eine gewaltsame Untergrabung ihrer sozialen Strukturen, Religion und Kultur wäre kontraproduktiv – es würde ihren wirtschaftlichen Beitrag nur verringern. Lediglich die USA, Nazi-Deutschland, Israel und die Tschechoslowakei erobern exklusiven Lebensraum für die Unseren, der natürlich zunächst von seinen bisherigen Bewohnern gesäubert werden muß.

Für einen westlichen Leser sind diese Bemerkungen wahrscheinlich Ketzerei gröbster Körnung. Außerhalb des Kreises der westlichen Zivilisation – also in sieben Achteln der menschlichen Welt – ist dies die grundlegende Perspektive, aus der der Westen gesehen und beurteilt wird. Der Völkermord in Gaza und seine westliche Unterstützung bestätigen dies nur. Der anhaltende Ruf nach Demokratie, Menschenrechte und einer auf Regeln basierenden Ordnung kann den Westen nur noch weiter diskreditieren. Respekt und Autorität erlangen Länder, die sich dagegen behaupten können und deren Tradition nicht durch Eroberungen, Kolonialismus und Zerrütten belastet ist, insbesondere Rußland, China, Iran.

Damit gab Gaza dem anhaltenden Prozeß der globalen Polarisierung einen weiteren starken Impuls. Voraussichtlich ist mit einer beschleunigten Konsolidierung des aufstrebenden Globalen Südens in den neuen Strukturen BRICS+, SCO, EAEU sowie mit einem weiteren Rückgang des Einflusses, der Isolation und Desintegration des Westens zu rechnen. Verzweifelte Bemühungen nach dem Vorbild Selenskyjs und Netanjahus, es um jeden Preis vermieden zu wollen, können leicht zu einem globalen Atomkonflikt in der Ukraine, im Nahen Osten oder im Südchinesischen Meer führen.

Gaza und Israel

Ich erinnere mich noch an die Begeisterung und Bewunderung für Israel zur Zeit des Sechs-Tage-Krieges 1967 und des Jom-Kippur-Krieges 1973. Mit dem Libanonkrieg und dem Massaker an Palästinensern in Sabra und Schatil 1982 begann die Sympathie zu verschwinden – Israel muß wie ein tollwütiger Hund sein, erklärte Moshe Dayan, und so begann er zu erscheinen. Ich erinnere mich an die Aussage eines israelischen Politikers nach einem anderen Skandal damals in dem Sinne, daß es ein paar Wochen lang Geschrei darüber geben wird und es dann wieder vergessen wird. Ich glaube, so haben es sich israelische Politiker bis heute vorgestellt. In einer Gemeinschaft, deren Denker zum Wissen über die menschliche Psyche so viel beigetragen haben, kann man über ein solches Maß an Ignoranz nur staunen.

So funktioniert das nicht. Das Geschrei läßt nach, doch das mentale Bild ist mit einer weiteren negativen Emotion belastet. Diese sammeln sich über einen längeren Zeitraum an, auch wenn sie sich nach außen nicht durch Geschrei bemerkbar machen. Die anfängliche Sympathie kippt nach und nach in ihr Gegenteil – so einen Prozeß haben wir alle schon mehrmals erlebt. Extrem negative Ereignisse, wie etwa ein anhaltender Völkermord, beseitigen dann die letzten Reste latenter Sympathie definitiv.

Ungeachtet des gegenwärtigen Berserker-Modus einer blutdürstigen Einigkeit geschieht dies unter der Oberfläche auch in Israel. Die vorangegangene Widerstandsbewegung gegen Netanyahus Versuch, eine Diktatur einzuführen, sensibilisierte für einen kritischen Blick auf die eigene Geschichte und deren Sinn. Der Feldzug in Gaza holte die Umstände der Staatsgründung aus dem Loch des Vergessens, darunter die bis dahin sorgfältig verschwiegene Nakba, den Terror, Massaker wie Tantura, Deir Yassin und andere. Der Prozeß der Aufarbeitung der eigenen Geschichte beginnt in Israel gerade erst. Die Frage ist, ob es dazu genügend Gelegenheit und Zeit haben wird, ob die fanatischen Deuteronomisten, die die Tora wörtlich als den Befehl Jehovas verstehen, andere auszurotten, nicht alle kritischen Bürger aus dem Land noch vor der Inventur vertreiben.

Man sagt, daß Staaten durch die politischen Kräfte aufrechterhalten werden, durch die und aus denen sie entstanden sind, meinte Masaryk. Mit einem Völkermord, der in seiner Offensichtlichkeit und Grausamkeit in der modernen Geschichte seinesgleichen sucht, hat Israel alle Brücken hinter sich abgebrochen. Die Rückkehr eines tollwütigen Hundes in die internationale Gemeinschaft ist kaum vorstellbar. Es bleibt nur noch die Flucht nach vorne: die Säuberung des Gazastreifens abzuschließen, diese auf das Westjordanland auszudehnen, die Hisbollah zu eliminieren, den Libanon zu besetzen und den Iran anzugreifen.

Doch dazu hat Israel nicht die nötigen Mittel. Selbst im Gaza-Einsatz ist es vollständig auf Waffen, Munition, Finanz-, Geheimdienst- und künftig auch Militärhilfe der USA und deren Veto im Sicherheitsrat angewiesen.

Aber selbst die Kontrolle der USA durch die israelische Lobby ist kein nachhaltiger Zustand. Auch dort gewinnt die Kritik an der Beteiligung Amerikas an israelischen Massakern nie dagewesene Stärke, nicht zuletzt in der jüdischen Gemeinde selbst, den Parteien sowie der Staatsadministration. Die USA können es sich auch nicht leisten, ein dauerhaft isolierter Paria der Welt zu werden, wie die jüngste UN-Abstimmung nahelegt. Bislang sind noch amerikanische Politiker auf Wählerstimmen angewiesen, und diese polarisieren sich angesichts der Realität in Gaza rasch.

Abgesehen davon, daß die USA nicht einmal in der Lage sind, in einer instabilen Region effektiv militärisch einzugreifen, ohne eine unkontrollierbare Explosion auszulösen. Ein Angriff auf den Iran, in dem man kurzsichtig den eigentlichen Verursacher sieht, würde sofort zu einem verheerenden Sturm auf Israel und auf vierzig amerikanische Stützpunkte und die Marine führen, die in der regionalen Falle gefangen sind, sowie zur Anhaltung des lebenswichtigen Ölhandels durch die Schließung der Meerenge von Hormus. Eine vollständige Invasion des Iran wird durch den Mangel an finanziellen, militärischen und personellen Ressourcen, die Reaktion der amerikanischen Bevölkerung, das Bündnis Irans mit Rußland und China sowie praktisch null Chancen auf einen endgültigen Sieg behindert.

Die USA können dem hartnäckigen Widerstand der Hamas, der Bindung eines großen Teils der IDF im Norden durch die Hisbollah, den Houthi-Sanktionen gegen israelische Schiffe und sogar dem Angriff – möglicherweise unter falscher Flagge – auf einen Stützpunkt in Jordan mit drei Toten nur hilflos zusehen. Der zahnlose Vergeltungsschlag auf schiitische Terroristen ist nur PR für die Öffentlichkeit und die Wähler, hat aber, abgesehen von der weiteren Konsolidierung der arabischen Widerstandsachse und der Verschärfung der Forderungen nach einem Abzug amerikanischer Truppen aus dem Irak und Syrien, keine reale Wirkung.

Die Zukunft Israels läßt sich nicht vorhersagen. Sicher ist nur, daß es ihn in seiner jetzigen Form nicht lange geben wird. Mehrere mögliche Entwicklungsszenarien sind nur sehr grob vorstellbar.

Das erste ist die Eskalation, die sich derzeit abzeichnet: Israel wird weiterhin gezielt Palästinenser aus Gaza in den ägyptischen Sinai drängen, innenpolitischer Druck wird Ägypten zu bewaffnetem Grenzschutz zwingen, die Hisbollah wird ihre Angriffe aus dem Norden verstärken, Israel wird den Libanon angreifen und weitere Akteure, darunter USA, Iran, Irak, Syrien, Türkei und verschiedene muslimische Milizen, werden gezwungen, sich an dem umfassenderen regionalen Konflikt aktiv zu beteiligen. Die Überlebenschancen Israels sind mehr als fraglich. Sofern die Kämpfe nicht zu einem verheerenden Dritten Weltkrieg eskalieren, wird das, was von Israel übrigbleibt, sicherlich weit von dem entfernt sein, was es heute ist.

Eine andere ist die sogenannte Zwei-Staaten-Lösung: Israel innerhalb der Grenzen von 1967 und ein palästinensischer Staat im Westjordanland und im Gazastreifen mit Ostjerusalem als Hauptstadt. Neben der radikalen Ablehnung Israels, die möglicherweise durch ausreichenden Druck der Welt irgendwann gebrochen werden könnte, ähnlich wie bei der südafrikanischen Apartheid in den 1980er Jahren, ist das größte Problem das dichte Siedlungsnetz, das von den fanatischsten zionistischen Extremisten in den palästinensischen Gebieten errichtet wurde. Ein Versuch, sie der Gerichtsbarkeit des palästinensischen Staates zu unterwerfen, würde höchstwahrscheinlich zu einem langwierigen Bürgerkrieg und von Israel gefördertem Terrorismus mit der Aussicht auf einen israelisch-palästinensischen Krieg führen und wiederum zu einer latenten Eskalation bis hin zu einem großen regionalen Konflikt.

Die dritte Variante ist Palästina/Israel vom Fluß bis zum Meer, also die einzige Staatseinheit in den Grenzen des ehemaligen britischen Mandatsgebiets Palästina. Paradoxerweise schließen sich ihm die Palästinenser wie auch Benjamin Netanyahu an, allerdings mit unterschiedlichen Vorstellungen: die israelische ist Erez Israel, ein einziger jüdischer Staat, der nach und nach den Anteil seiner rassisch minderwertigen Mitbürger eliminiert. Die palästinensische Vorstellung ist ein demokratischer Staat mit gleichberechtigten Bürgern, in dem die palästinensische Mehrheit natürlich das entscheidende Gewicht hätte. Falls ein tatsächlicher regionaler Krieg ausbricht, ist dies vielleicht der wahrscheinlichste Ausgang.

Die vierte mögliche Option ist eine allmähliche Abschwächung des aktuellen Konflikts ohne weitere größere dramatische Wendungen, doch keine Rückkehr zum Business as Usual. Das Kräfteverhältnis hat sich unumkehrbar verändert. Israel hat sowohl seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit als auch die bedingungslose Unterstützung des Westens verloren, der sich ebenfalls in einer Verfall-Phase befindet. Mit der Rolle Israels als gemeinsamer Feind festigte es die islamische Identität und das Selbstbewußtsein des Islam als weiteren mächtigen Pol in einer multipolaren Welt neben den USA, China und Rußland. Israels einzige Überlebenschance könnte die Anpassung an das islamische Umfeld sein, dafür hat es aber bereits alle Brücken abgebrochen.

Gaza und die Juden

Israel ist ein jüdischer Staat.

Wenn wir seine Selbsterklärung ernst nehmen würden, dann würden die schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit bis hin zum Völkermord von Juden begangen. Und wenn wir den Schlußfolgerungen seines Präsidenten folgen würden, wäre keiner von ihnen unschuldig.

Ich befürchte, daß es bereits viele Menschen so wahrnehmen, nicht nur in islamischen Ländern und im globalen Süden. Als ob Israel alle jahrhundertealten europäischen antijüdischen Vorurteile bestätigen möchte.

Aber es ist wie bei allen Stereotypen: Die Unterschiede innerhalb jeder Gruppe sind größer als die Unterschiede zwischen den Gruppen. Zum Judentum bekennen sich sowohl die blutdurstigsten Zionisten ebenso, wie auch ihre entschiedensten Gegner.

Juden sind wahrscheinlich die heterogenste Identität der Welt. Diejenigen, denen wir im Westen begegnen, sind in der Regel Aschkenasen, die kulturell von Mitteleuropäern abstammen, welche im neunten Jahrhundert der Christianisierung durch Konvertierung zum Judentum entkommen sind, ähnlich wie die iberischen Sepharden, deren Vorfahren zweihundert Jahre zuvor der Islamisierung entkommen sind. Für die türkischen Khasaren wurde die jüdische Religion im 8. Jahrhundert von König Bulan ausgewählt. Juden – in der Kontinuität der alten Hebräer – lebten teilweise bereits vor der aschkenasischen Invasion auf dem Gebiet Palästinas, teilweise verschmolzen sie mit den palästinensischen Arabern und teilweise lebten sie in Frieden in den umliegenden, seit dem siebten Jahrhundert meist islamischen Ländern, von wo sie nach 1948 als Mizrahim zur Emigration nach Israel gezwungen wurden.

Im Laufe der Jahrhunderte vermischten sie sich mit der einheimischen Bevölkerung und mit Juden aus anderen Gegenden; Die mitteleuropäischen Aschkenasen beispielsweise schließen nahtlos an die osteuropäischen Chasaren an. Sie als biologische Rasse zu betrachten, ist aus mehreren Gründen Nonsens. Einerseits hat die Genetik die Vorstellung der Rasse endgültig widerlegt. Andererseits ist die Ableitung des biologischen Ursprungs in den Horizonten von Jahrtausenden ein reiner Mythos. Vor tausend Jahren hatte jeder von uns eine Billion Vorfahren. Wir alle sind vielfach Nachkommen von Abraham, Ismael, Isaak, Jakob, Mohammed, Konfuzius, Dschingis Khan, Atilla, Karl dem Großen. Was Juden unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Kultur vereint, ist die Mystik eigenen Einzigartigkeit, die Mystik der Zugehörigkeit zum auserwählten Volk Jehovas. Einschließlich weltlicher Aschkenasim.

Aber nicht alle Aschkenasim sind Zionisten. Zionismus ist das 1896 von Theodor Herzel formulierte Konzept der jüdischen Nation, die einen eigenen Staat in Argentinien oder Palästina fordert. Im folgenden Jahr fand der erste Zionistenkongreß statt – übrigens zeitgleich mit der Gründung der Tschechischen Nationalsozialen Partei und des Bundes, der Partei des russisch-jüdischen Proletariats, drei Konzepte, die das folgende Jahrhundert maßgeblich bestimmten. Die zionistische Kolonisierung Palästinas beginnt insbesondere nach der Verabschiedung der Balfour-Deklaration im Jahr 1917, mit der Großbritannien die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina – als europäischer Enklave zur Kontrolle des Suezkanals – unterstützt.

Es war von Anfang an klar, daß das Gebiet nur auf Kosten seiner bestehenden Bewohner erobert werden konnte. Alle anfänglichen Erklärungen über die friedliche Koexistenz zweier gleichberechtigter Nationen – von Herzel bis Jabotinsky – waren in einer Situation, in der die eine Gruppe das Territorium der anderen gewaltsam besetzt, reine Heuchelei. Natürlich mußten die einheimischen Araber, Juden und Christen ihr Land und Eigentum verteidigen, natürlich konnte die europäische Kolonisierung Palästinas – wie alle anderen auch – nur durch Macht, Geld, Gewalt, Waffen und Terror erreicht werden.

Brutalität ist jedoch an der aschkenasischen Kolonisierung Palästinas nichts Bemerkenswertes, die europäische Kolonisierung von der Neuen Welt über Afrika bis zum Fernen Osten war ähnlich brutal. Bemerkenswert ist ihr Anachronismus. Das europäische Kolonialsystem erreicht Ende des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt und endet spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Kolonisierung Palästinas gerade erst anläuft. Neben dem britischen Interesse an der Kontrolle des Suezkanals ist das Hauptmotiv der europäischen Unterstützung die Ratlosigkeit über Hunderttausenden aus Konzentrationslagern befreiten Juden, in der sich Gefühle der Mitschuld an ihrem Leid mit Unmut über ihre Rückführung vermischen. Die Opferung der Palästinenser als Entschädigung für die Opfer des europäischen Völkermords schafft das Problem weg aus Europa.

Der Status der Opfer des ewigen Antisemitismus, der Pogrome und des Holocaust sowie das Trauma der europäischen Schuld verleihen Israel und den europäischen Juden de facto einen Nimbus des Exzeptionalismus – und der Straflosigkeit; es schließt moralisch – und oft auch legislativ – jede Diskussion und Kritik von vornherein aus. Beachten wir seinen aschkenasischen Ursprung: Er basiert auf einer exklusiven europäischen Erfahrung. Nirgendwo anders gab es eine Judenverfolgung (sowie Zigeuner-, Heiden-, Ketzern-, Hexenverfolgung ...), insbesondere nicht in islamischen Ländern, noch anderswo in Asien, Amerika oder sogar in den europäischen USA und Kanada. Und fügen wir hinzu, daß eine Opferidentität immer eine aggressive Identität ist.

Nun implantieren die aschkenasischen Zionisten ihre Opferidentität gewaltsam in die islamische Welt, wo bisher Muslime, Juden und Christen in gegenseitigem Respekt und Toleranz zusammenlebten. Mit europäischer Arroganz übertragen sie ihren Schlachtruf des ewigen Antisemitismus auch auf die Muslime, die sich der Besetzung ihres Landes widersetzen, starten eine antiislamische Haßkampagne im christlichen Westen und manipulieren die USA zu militärischen Interventionen gegen ihre islamischen Rivalen. Es ist eine selbstmörderische Strategie: ein Bündnis mit dem christlichen Europa, das die Juden ein Jahrtausend verfolgt, gegen den Islam, der ihnen über ein Jahrtausend eine sichere Heimat bot.

Der Völkermord in Gaza bringt jedoch auch das europäische Bündnis und die Schutzmauern europäischer Geschichtsmythen und Tabus ins Wanken. Nie wieder Holocaust! Doch welches, das gegen die Juden begangene oder das von den Juden begangene? Die stärkste aschkenasische Waffe verliert nach siebzig Jahren an Rasanz, im Gegenteil, es ist mit einer kritischen Revision zu rechnen. Mit der Zeit muß die Kriminalisierung der Holocaust-Leugnung entweder auf die Leugnung des Völkermords im Allgemeinen ausgeweitet oder gar aufgegeben werden – schließlich ist dies eine Frage für Historiker und Anwälte, nicht für Politiker.

Auch die Rasanz der zweiten aschkenasischen Waffe, des Antisemitismus, litt unter dem inflationären Gebrauch bereits vor Oktober 2023. Allerdings gibt es kaum eine Chance, davon zu überzeugen, daß es ein schlimmeres Verbrechen sei als Völkermord. Mit Gaza wird die Frage noch dringlicher, was ihre Benutzer unter dem Semitismus eigentlich verstehen? Falls damit Raub, Terror, ethnische Säuberungen, Massenmord und Völkermord gemeint ist, sind wir vielleicht alle Antisemiten.

Israels Barbarei stellt auch das uralte Problem der jüdischen Identität neu dar: Wodurch ist sie gegeben? Ist es eine biologische Rasse gemäß Thora, Halacha, den Nürnberger und israelischen Gesetzen? Ist es eine Religion im Sinne von Maimonides, Chassiden, Charedim, Juden in islamischen Ländern und Proselyten? Oder eine säkulare Nationalität nach Herzl, Weismann und den frühen Zionisten? Eine Kulturelle Tradition – aber welche, die von Saba Kadisha aus Damaskus, Moses Mendelssohn aus Deutschland, Ba'al Shem Tova aus Polen? Eine Kaste, die laut Ovadia Yosef, Schlomo Aviner und Israel Ariel über den Rest der Welt steht?

Seit Oktober haben über eine halbe Million Juden Israel verlassen, die wohin zu gehen hatten. Das sind fast so viele wie die Zahl der Palästinenser, die während der Nakba von 1948 vertrieben wurden. Die Aussichten für die Anderen sind um so düsterer, als Israel alle Brücken hinter sich abgebrochen hat. Nun gibt es nirgendwo hin zu gehen.

Tschechisches Original:

Gaza , 4. März 2024

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