Am Sonntag, dem 16. März, ordnete Donald Trump die Wiederaufnahme der Bombardierung der jemenitischen Huthis an. Am Dienstag gab er Israel grünes Licht zur Fortsetzung seines Völkermords im Gazastreifen und nach anderthalb Monaten relativer Ruhe begann Israel eine neue Serie brutaler Angriffe.  Am Donnerstag stellte Trump dem Iran ein Ultimatum und bereitet das Militär auf einen Krieg vor.

Weder seine Anhänger noch Analysten verstehen, was aus dem Friedensstifter Trump, der nach seinem Antikriegswahlkampf für den Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten wiederholt für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde, plötzlich geworden ist.

Ich würde sagen, es ist eine Frage der Perspektive. Der bevorstehende Krieg gegen den Iran weist auffallend ähnliche Muster und Zusammenhänge auf wie die Entstehung des Krieges gegen den Irak im Jahr 2003.

Für die Jüngeren sowie für die vom Westen: Die 1980er Jahre in Osteuropa waren geprägt von einer Kluft zwischen dem starren ideologischen Establishment der Kommunistischen Partei und den breiten Erwartungen der Bevölkerung auf wirtschaftliche und politische Veränderungen. Für die Mitglieder des Establishments ging es dabei nicht nur um die Aufrechterhaltung warmer Posten, sondern de facto um ihre Hälse: Die Art und Weise, wie sie an die Macht gekommen waren und sich dort hielten, war kaum vertretbar, und die Atmosphäre in der Gesellschaft verhieß nichts Gutes für sie.

Sie sahen die Erlösung in der ideologischen Arbeit mit den Massen sowie in der Zensur. Die Mainstream-Medien stellten den Westen einheitlich als Erzfeind dar, der durch die Verbreitung bürgerlicher Propaganda durch die Feinde des Sozialismus die ideologische Diversion betreibe, mit dem Ziel, das sozialistische System gewaltsam zu stürzen und den Kapitalismus zu etablieren. Die Wirkung war bescheiden; Der Westen war durch einen vorbildlichen Lebensstandard, ein beträchtliches Maß an Freiheiten sowie die Idee der Menschenrechte gekennzeichnet und die Absichten, das Regime gewaltsam zu stürzen, könnten nur mit leeren Worten begründet werden.

Amerikas Feind zu sein mag gefährlich sein, aber Amerikas Freund zu sein ist fatal.

Henry Kissingers vielzitierte Aussage, nachdem der amerikanische Freund, Diktator Nguyễn Văn Thiệu, 1963 in Vietnam die Macht übernommen und den früheren amerikanischen Freund, Diktator Ngô Ðình Diệm, erschossen hatte, wurde von William F. Buckley Jr. aufgezeichnet. Ein Jahrzehnt später, als die Amerikaner kopfüber aus Vietnam flohen, überließen sie ihre Freunde der Obhut des kommunistischen Việt Cộng.

In der Zwischenzeit könnte Kissingers Aussage von einer respektablen Reihe anderer amerikanischer Freunde bestätigt werden, zum Beispiel von Reza Schah Pahlavi, der 1979 aus dem Iran vertrieben wurde, von Saddam Hussein, der 2006 hingerichtet wurde, von den afghanischen Mudschaheddin, die 1978 für den Kampf gegen die UdSSR rekrutiert und dann als Taliban und Al-Qaida zu prominenten US-Feinden wurden, von den irakischen Kurden und Schiiten, 1991 zum Aufstand gegen Saddam angestachelt und dann seiner Vergeltung übergelassen, von Michail Saakaschwili, 2008 zum Angriff auf russische Regionen Georgiens angestachelt, heute in einem georgischen Gefängnis, von den afghanischen Freunden, nach der Flucht der USA 2020 dem Obhut der Taliban überlassen. Und natürlich: durch Rußland nach 1992 und China im neuen Jahrhundert. Und: von Ukraine und Europa seit 2014.

„Amerika hat keine dauerhaften Freunde oder Feinde, nur seine Interessen“, erklärte Kissinger.

Der Informationsstand teilt das westliche Publikum in zwei große Gruppen: die passive Mehrheit, die auf Informationen aus den Mainstream-Medien angewiesen ist, und die aktive Minderheit, die diese aus eigener Initiative sucht. Ihre Weltbilder sind in den letzten Jahrzehnten auseinandergedriftet, bis hin zum völligen Gegenteil, was am deutlichsten in dem Narrativ aktueller Konflikte zum Ausdruck kommt. Für die erste Gruppe sind Russland und die Palästinenser die Täter und die Ukraine und Israel ihre Opfer. Für die zweiten Gruppe sind die USA und Israel die Täter, ihre Opfer die Ukraine, Russland und die Palästinenser.

Die allmähliche Divergenz der Narrative lässt sich spätestens seit der Ermordung von JFK im Jahr 1963 verfolgen, doch das Schlüsselereignis für die heutige Polarisierung sind die Anschläge vom 11. September 2001 (9/11). Laut dem Abschlussbericht der 9/11-Regierungskommission vom Juli 2004 wurden sie von 19 islamischen Al-Qaida-Terroristen unter der Führung von Osama bin Laden begangen. Der Widerstand gegen dieses Narrativ ist ein beispielhafter Beispiel der Vitalität und Hartnäckigkeit der amerikanischen Zivilgesellschaft.

Der Vorhang öffnet sich. Vor einer bestürzten Welt, unter der Aufsicht, Unterstützung und dem Schutz des Welthegemons, wird eine Inszenierung des Völkermords aufgeführt.

Kein Wasser, keine Nahrung, keine Medikamente, kein Treibstoff, kein Strom! Wir kämpfen gegen menschliche Tiere. Das ganze Volk ist verantwortlich, niemand ist unschuldig. Völlig verbrennen, keine Hoffnung mehr. Zerstöre Gaza jetzt! Jetzt! Nakba! Eine Nakba, die die Nakba von 1948 in den Schatten stellen wird. Löschen wir sie aus, ihre Familien, ihre Mütter und ihre Kinder. Diese Tiere dürfen nicht mehr leben.

Es ist Amalek, ruft der Führer, ein Volk, das den Juden während ihrer Auswanderung aus Ägypten im Weg stand. So ziehe denn hin und schlage Amalek und vollstrecke an ihm den Bann und an allem, was ihm gehört, und schone ihn nicht, sondern laß sterben Männer wie Weiber, Knaben wie Säuglinge, Rinder wie Schafe, Kamele wie Esel! befiehlt Jahwe dem König Saul (1S 15,3). So sollst du das Gedächtnis der Amalekiter austilgen unter dem Himmel. Das vergiß nicht! (Dt 25,19)

In diesem Rahmen beginnt im Oktober Israels Feldzug gegen Gaza. Wenn wir die unmittelbaren Folgen – Tote, menschliches Leid, zerstörtes Land – außer acht lassen, wird die langfristige Folge ein grundlegender Bruch mit den Paradigmen und Klischees der westlichen Welt sein. In ihrer selbstgefälligen Auserwähltheit erkennen Netanyahu und die zionistischen Politiker nicht, was für eine Büchse der Pandora sie geöffnet haben.

Tschechien vor der nächsten Wende

Endlich ist die Linke draußen, endlich haben wir ein rechtes Parlament und eine rechte Regierung, jubelten viele, als es die sozialdemokratische und die kommunistische Partei bei den Oktoberwahlen 2021 nicht mehr ins Parlament schafften.

Die Linke – das sind die Kommunisten und 40 Jahre totalitäre Diktatur. Die Rechte – das ist der demokratische Westen. Die Klischees der Wendejahre sind bis heute tief verwurzelt.