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Am Sonntag, dem 16. März, ordnete Donald Trump die Wiederaufnahme der Bombardierung der jemenitischen Huthis an. Am Dienstag gab er Israel grünes Licht zur Fortsetzung seines Völkermords im Gazastreifen und nach anderthalb Monaten relativer Ruhe begann Israel eine neue Serie brutaler Angriffe.  Am Donnerstag stellte Trump dem Iran ein Ultimatum und bereitet das Militär auf einen Krieg vor.

Weder seine Anhänger noch Analysten verstehen, was aus dem Friedensstifter Trump, der nach seinem Antikriegswahlkampf für den Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten wiederholt für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde, plötzlich geworden ist.

Ich würde sagen, es ist eine Frage der Perspektive. Der bevorstehende Krieg gegen den Iran weist auffallend ähnliche Muster und Zusammenhänge auf wie die Entstehung des Krieges gegen den Irak im Jahr 2003.

Die historischen Wurzeln beider Konzepte lassen sich auf den Oded-Yinons-Plan, Die Strategie Israels in den 1980er Jahren, zurückführen, der 1988 in der hebräischen Zeitschrift Kivunim veröffentlicht wurde. Es bestand in der Zerstörung der umliegenden arabischen Staaten und ihrer Unterwerfung durch Israel. 1996 folgte der Clean Break-Plan, der von der American Study Group on Israel Strategy unter der Leitung von Richard Perle entwickelt wurde. Ein modifizierter gemeinsamer Aktionsplan mit dem Titel New Middle East wurde im Juni 2006 in Tel Aviv von der US-Außenministerin Condoleezza Rice vorgestellt.

Beiden Kriegen gehen langfristige Vorbereitungen voraus. Der Sturz Saddam Husseins war bereits im Jinon-Plan von 1988 vorgesehen, ebenso wie im nachfolgenden Clean Break Plan und im Manifest der Neokonservativen Project for the New American Century (PNAC) von 1997. Parallel dazu versucht seit 1992 Benjamin Netanjahu beharrlich, die USA in einen Krieg gegen den Iran hineinzuziehen .

In beiden Fällen liegt das Hindernis in der Zurückhaltung der Öffentlichkeit sowie der Präsidenten. Das PNAC- Manifest beschreibt das Problem explizit: Darüber hinaus dürfte der Transformationsprozeß ... langwierig sein – es sei denn, es kommt zu einem katastrophalen und katalysierenden Ereignis – wie einem neuen Pearl Harbor.

Von den 25 PNAC- Unterzeichnern hatten im Januar 2001 zehn Schlüsselpositionen in der neuen Regierung von George W. Bush besetzt, und im September kam es zum fehlenden katalysierenden Ereignis. Die Täterschaft wurden Osama bin Laden und Al-Qaida zugeschrieben und einer sofortigen Invasion in Afghanistan, wo sie sich verstecken, stand nichts im Wege.

Trotz der allgemeinen Hysterie nach dem Einsturz der drei World-Trade-Center-Gebäude musste die Dringlichkeit der Invasion in den Irak gegenüber der Öffentlichkeit ausreichend begründet werden. Zu diesem Zweck wird eine Medienkampagne gestartet, in welcher Irak beschuldigt wird, Massenvernichtungswaffen zu entwickeln, den internationalen Terrorismus, darunter Al-Qaida, zu unterstützen, und die Atombombe zu entwickeln. Dies ist möglicherweise die einzige Desinformationskampagne, deren Verlogenheit von westlichen Medien zumindest später eingestanden wurde – allerdings ohne Rückschlüsse auf die Täter, ihre Motive, sonstigen Aktivitäten und ihre Verantwortung zu ziehen.

Die Öffentlichkeit zu überzeugen ist eine Sache, den Präsidenten eine andere. George W. Bush zeichnete sich nicht gerade durch Scharfsinn und Weitsicht aus, er war sehr emotional, aber er war ganz sicher kein Falke. Trotz der Medienkampagne, des Krieges gegen den Terror sowie der Isolation durch Neokonservative wie Cheney, Rumsfeld und Blair waren noch persönliche Impulse nötig.

Im April 1993 verhaftete die kuwaitische Polizei eine Gruppe von Alkoholschmugglern, die angeblich auf Anweisung Hussains ein Attentat auf George Bush sen. vorbereiteten. Der Fall erscheint nicht sehr glaubwürdig, doch wenn man ihn richtig präsentiert, stellt er letztlich neben dem (verleugneten) Wunsch, zu Ende zu bringen, was sein Vater begonnen hatte, und der göttlichen Anweisungen einen wirksamen Motivationsimpuls dar: Saddam wollte meinen Papa töten .

Der Irak war jedoch nur das erste von sieben Ländern – den Feinden Israels –, die in den nächsten fünf Jahren zerstört werden sollten (sieben Völker, die größer und stärker sind als du, und wenn sie der HERR, dein Gott, vor dir dahingibt, daß du sie schlägst, so sollst du an ihnen den Bann vollstrecken Dt 7:1-2). Als nächste sollen Syrien (2011, 2025), der Libanon (1982 bis heute), Libyen (2011), Somalia (2006, 2012), der Sudan (2011) und schließlich der Iran folgen.

Im Falle des Iran steht ein vergleichbares katalytisches Ereignis bislang noch aus. Nimmt man den Irak-Krieg als Vorbild, ist es in absehbarer Zukunft zu erwarten. Ein dem Iran zugeschriebener Mordanschlag auf Donald Trump wäre eine mögliche Option.

Die Kampagne zur Rechtfertigung des Angriffs ist bereits in vollem Gange. Dem Iran wird die Entwicklung einer Atombombe, der internationale Terrorismus durch sein Agentennetzwerk und die Vorbereitung der Ermordung Donald Trumps bis ins kleinste Detail - durch den Abschuss von Trumps Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete - vorgeworfen. Die US-Geheimdienste bestreiten zwar, dass der Iran eine Atombombe entwickelt (ähnlich wie sie es im Fall der irakischen Massenvernichtungswaffen getan haben), doch darum geht es nicht. Es ist lediglich ein Vorwand, um unerfüllbare Ultimaten zu stellen.

Auch der emotionale Trump fällt nicht durch Scharfsinn und Weitsicht auf, aber er ist kein Falke, eher im Gegenteil. Er wird als transaktionaler Immobilienunternehmer mit einer Philosophie quid pro quo charakterisiert, was auch die Gangstermethoden der Branche ei auchnschließt. Obwohl er selbst nicht jüdischer Abstammung ist, sind seine Familie und sein Arbeitsumfeld radikal zionistisch geprägt. Schon die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem während seiner ersten Amtszeit im Jahr 2019 war lediglich ein Gefallen für Sheldon Adelson, Trumps größten politischen Geldgeber, und der Waffenstillstand im Gazastreifen wurde von Seldons Witwe Miriam erzwungen.

Allerdings müssen, wie im Fall Bush, zu der Kampagne um die Atombombe und terroristische Netzwerke auch noch persönliche Motive hinzukommen. Einer davon ist Trumps offensichtlicher Wunsch, zu dem auserwählten Volk zu gehören. Sein Umfeld unterstützt ihn dabei, manche nennen ihn den ersten jüdischen Präsidenten Amerikas, manche sogar den Messias, der Israel retten wird. Allerdings ist der Iran Israels größter Gegner und die Berichte über das geplante Attentat müssen in dieser Perspektive betrachtet werden. Wenn ich getötet werde, wird der Iran ausgelöscht, droht Trump.

Wenn wir die Ebene der Fakten verlassen und mögliche Zukunftsszenarien unter Berücksichtigung der irakischen Erfahrungen betrachten, könnte eines davon wie folgt aussehen:

Die anti-iranische Propaganda und die Spannungen werden unter Trumps Beteiligung noch eine Zeitlang weiter eskalieren. Dann wird die Air Force One mit Trump an Bord tatsächlich von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Dies wird nach dem Untergang der Lusitania, dem Angriff auf Pearl Harbor, dem Tonkin-Zwischenfall und den Anschlägen vom 11. September ein weiteres katalysierendes Ereignis in der amerikanischen Geschichte mit vorhersehbaren Folgen sein. Abgesehen von gegenseitigen Schuldzuweisungen für das Versagen der Geheimdienste und der Luftabwehr wird es keinen Zweifel darangeben, dass der Täter der Iran ist (zumindest in der westlichen Welt, im Globalen Süden, wird es offensichtlich sein, dass es der Mossad gewesen ist).

Damit werden drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die wachsende Zurückhaltung gegenüber der Unterstützung Israels und die innenpolitischen Spannungen, die an einen Bürgerkrieg und den Zerfall des Landes hinauflaufen, werden gelöst. Die Hälfte der Bevölkerung, für die Trumps Tod eine gute Nachricht wäre, wird mit der anderen Hälfte seiner Anhänger in dem gemeinsamen Hass auf den Iran und dem Ruf nach gerechter Vergeltung vereint sein.

Die früher weitverbreitete Abneigung gegen neue Abenteuer im Ausland ist überwunden. Der Vollendung des Sieben-Länder-Plans steht nichts mehr im Wege. Und nicht Israel wird als erstes Land seinen letzten großen Feind angreifen, sondern erneut die Vereinigten Staaten mit ihren eigenen Streitkräften. Israel könnte aus der Ferne eine gewisse Zurückhaltung zeigen.

Über die Reaktionen des Jemen, Ägyptens, Jordaniens, Syriens und der Arabischen Liga, der Türkei, Russlands und Chinas möchte ich überhaupt nicht spekulieren. Ziemlich sicher ist jedoch, dass der Konflikt zumindest den gesamten Nahen Osten destabilisieren wird, wenn nicht gar zu einem Dritten Weltkrieg eskalieren wird. Das Chaos wird für Israel zu einer willkommenen Gelegenheit, große Teile des Libanon, Syriens, vielleicht auch des Irak und Ägyptens zu besetzen, von Gaza und dem Westjordanland ganz zu schweigen. Er wird sich nicht mehr zurückziehen. Benjamin Netanjahu wird in der israelischen Geschichte zu einem Nationalhelden – zumindest bis Erez Israel aufgrund seiner eigenen internen Konflikte zerfällt.

Sollten sich die Ereignisse entsprechend dem beschriebenen Szenario entwickeln, kann sich der Leser vorab informiert fühlen. Wenn sie sich anders entwickeln, kann er es auf meine Voreingenommenheit zurückführen. Ein Szenario mit gutem Verlauf und gutem Ende ist jedoch nicht in Sicht.

Tschechisches Original:
Sedmá země, 3. 4. 2025