Vytisknout
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Am 18. Jänner, wenige Tage vor den tschechischen Präsidentschaftswahlen, erhielt ich eine E-Mail aus einer unpolitischen Gruppe von Freunden mit einem Anti-Babiš-Pamphlet. Ich antwortete mit einem Anti-Pavel-Bild, das ich kurz zuvor erhalten hatte. Von einer Gruppe von vierzig Empfängern wurden mir sieben E-Mails als unzustellbar zurückgemeldet, weil This message does not pass authentication checks (SPF and DKIM both 5.7.26 do not pass), diese Nachricht die Authentifizierungsprüfung nicht bestanden hat.

Das ist mir in Jahrzehnten des regen E-Mail-Verkehrs noch nie passiert. Von Zeit zu Zeit sind einige E-Mails unzustellbar, die Adresse existiert nicht mehr, sie ist überfüllt usw., aber bisher hat noch niemand die Zustellung meiner Nachricht blockiert, und gleich in einem solchen Ausmaß. Ich habe alle sieben Fehlermeldungen überprüft, die allesamt von gmail.com-Adressen kamen. Ein paar Minuten später schickte ich eine weitere E-Mail an die Gruppe, in der ich darauf hinwies, dass gmail.com das Bild von Petr Pavel blockiert. Sie wurde allen zugestellt, auch den sieben.

Der Unterschied in der Zustellbarkeit hing also eindeutig nicht mit der Authentifizierung zusammen, sondern mit dem Bild von Petr Pavel. Ich habe es direkt in die E-Mail eingefügt, ohne einen Kommentar, nicht als Anhang. Ich weiß nicht, wie lange es schon im Internet kursierte, doch gmail.com kannte es bereits, erkennt es in E-Mails und berücksichtigt es in seinen Algorithmen, welche Nachrichten an seine Kunden weitergeleitet und welche vor ihnen verheimlicht werden.

Wie ein Brief, ein mündliches oder ein telefonisches Gespräch, ist auch die E-Mail eine private Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen. Die beschriebene Zensur ist vergleichbar mit einem Postamt, das Briefe öffnet und aufgrund ihres Inhalts entscheidet, ob sie zugestellt werden. Oder mit einem Telefonanbieter, der zuhört und die Verbindung unterbricht, wenn ihm das Gespräch nicht passt. Dem tschechischen Gesetz nach ist es strafbar.

Hinzu kommt die heikle Tatsache, dass unser private Meinungsaustausch Wahlpräferenzen betraf und dass gmail.com offenbar nicht durch ein Pamphlet, das Andrej Babiš verunglimpft, sondern durch ein Bild, das Petr Pavel verunglimpft, gestört wurde. Dies entspricht einer Manipulation des tschechischen Wahlkampfes durch eine ausländische Einrichtung zugunsten eines der Kandidaten. Und wenn man bedenkt, dass Google nicht nur den E-Mail-Server anbietet, sondern auch ein nahezu monopolistisches Suchportal und eine Reihe anderer Dienste, die von tschechischen Bürgern genutzt werden, kann es die Wahlpräferenzen in erheblichem Maße versteckt beeinflussen. Auch dies ist strafbar.

Da für den US-Konzern Google die tschechischen Wahlen aus geschäftlicher Sicht irrelevant sein müssten, kommt er offensichtlich anderen Subjekten entgegen, für die sie nicht irrelevant sind. Natürlich musste jemand, der mit dem tschechischen Umfeld vertraut ist, das Bild von Petr Pavel für sie bewerten.

Noch am selben Tag erstattete ich also eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft und eine Anzeige wegen Wahlmanipulation durch ausländische Subjekte beim Innenministerium. Beides einschließlich des inkriminierten Bildes habe ich in einem Beitrag auf meinem Blog www.janyr.eu veröffentlicht. Den Hinweis mit dem Link habe ich an meine Leser verschickt, doch vergessen, den Beitrag vorher freizugeben. Die Benachrichtigung erreichte alle Empfänger problemlos.

Umgehend haben sich die ersten gemeldet, da der Beitrag nicht verfügbar war. Ich habe das sofort korrigiert und die Benachrichtigung mit der Entschuldigung erneut verschickt. Von zwanzig Adressen auf gmail.com habe ich eine Unzustellbarkeitmeldung erhalten. Ich schickte eine weitere E-Mail an die Betroffenen, in der ich sie darüber informierte, und mit dem Link zu meinem Blog, wo sie den Beitrag finden konnten. Es wurde an alle zwanzig zugestellt.

Dadurch sammelte ich im Laufe von wenigen Stunden jede Menge Material zur Analyse an. Im ersten Fall erkannte gmail.com das inkriminierte Bild in dem Nachrichtenkörper. Im zweiten Fall musste es den enthaltenen Link überprüfen und feststellen, dass sich das Bild an der Zieladresse befindet.

Statistisch zusammengefasst:

  • Ich habe insgesamt 220 E-Mails an Empfänger auf gmail.com verschickt, 90 davon mit dem inkriminierten Bild oder dem Link zu dem Beitrag, in dem es verwendet wurde.
  • Von den E-Mails mit dem Bild oder dem Link wurden 27 als unzustellbar gemeldet.
  • Von den E-Mails ohne Bild und Link wurden alle, auch die an die unzustellbaren Adressen, zugestellt.

Die Abhängigkeit der Zustellung vom Inhalt ist also offensichtlich, doch gleichzeitig hat gmail.com auch die meisten E-Mails mit dem Link zugestellt. Wie trifft es nun seine Entscheidungen?

Ich listete die Empfänger auf und markiere die unzustellbaren. Tatsächlich betraf die Zensur nur eine der fünf E-Mails, mit denen ich die Link-Benachrichtigung an meine Leser verschickte, davon alle zwanzig gmail.com-Adressen. Die Zensurprüfung erfolgt also offenbar stichprobenartig. Wenn ich die ursprüngliche E-Mail mit dem Bild mitrechne, aus der ebenso alle gmail.com-Adressen konsequent gesperrt wurden, wurden nur zwei der sechs E-Mails, ein Drittel, zensiert.

Wenn also die Zustellung einer E-Mail an gmail.com mit der Begründung verweigert wird, dass sie die Authentifizierungsanforderungen nicht erfülle, gibt es immer noch eine gute Wahrscheinlichkeit, dass sie beim neuerlichen Senden die Zensur umgeht.

Falls der Leser mit seinen Freunden über politisch kritische Themen kommuniziert, kann ich nur empfehlen, einen anderen Mailserver als gmail.com zu verwenden. Von mehr als hundert Servern ist dies der einzige, auf dem dieses Verhalten aufgetreten ist.